Germanwings ┃Depression┃mein Senf

Saturday 28 March 2015 | |

Hey Internet! 
Inzwischen hat bestimmt schon so ziemlich jeder auf der Welt von dem schrecklichen Vorfall gehört, der am Dienstag, den 24.03.2015, passierte. Jede Zeitung hat darüber berichtet, jeder Nachrichtensender, das Internet. Deswegen ist es wahrscheinlich auch nicht nötig, nochmal zu schildern, was passiert ist, denn entweder man weiß es schon, oder man schaut sich lieber einen News-Ticker zum Beispiel auf der Seite spiegel.de an. 

Links: Das Cockpit der Germanwings-Maschine. Rechts: Der Co-Pilot Andreas L. 
Dieser Post ist in keinem Fall abfällig gemeint. Die Ermittlungen laufen noch und da ist so viel Trauer und Schmerz, dass ich, als Außenstehende und nicht direkt Betroffene, mir darüber gar keine große Meinung bilden kann und darf.

Wozu ich aber etwas sagen möchte, sind die Artikel unserer Zeitungen in den letzten Tagen: Dem Thema Andreas L. litt an Depressionen und zu der damit verbundenen Annahme, er habe die Germanwings-Maschine aufgrund dieser Depressionen vorsätzlich zerstört und damit 149 Menschen mit sich in den Tod gerissen.

Natürlich entsteht erstmal, wenn man sich diese Zeitungen so durchliest und erfährt, dass Andreas L. an Depressionen litt, für eine Zeit lang als flugunfähig gelistet war und dann noch an dem Tag des Unglücks eigentlich krankgeschrieben war, der Eindruck, seine Depression habe ihn zu dieser Tat getrieben. Viele fragen sich sogar, warum es ihm wieder erlaubt war zu fliegen, nachdem bei ihm Depression diagnostiziert wurde.
Ich denke allerdings - und nochmal: dies hier ist in keinem Fall als eine abfällige Bemerkung zu verstehen und ich weiss; ich  bin auch keine Ärztin, Psychologin oder Verhaltenstherapeutin - aber nachdem ich selbst habe erfahren müssen, wie es ist, an Depression zu leiden, möchte ich annehmen, dass es nicht seine Depression war, die Andreas L. zu dieser Tat veranlasst hat.

Depression ist eine psychische Krankheit, bei der es zum Verlust der Fähigkeit, Freude oder Trauer zu empfinden, kommt. Man fühlt sich leer, stumpf, benommen, taub. Man fühlt nichts. Es herrscht eine innere Leere. Betroffene empfinden oft ihr Leben als völlig sinnlos.

Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wie es bei mir angefangen hat. Ich kam nur gerade von meinem Auslandsjahr wieder und wusste nicht mehr, wo ich hingehöre. Ich habe mich überall fehl am Platz gefühlt. Ich hatte mich verändert, die Leute hier hatten sich verändert. Und irgendwie hat nichts mehr so richtig gepasst. Und ich habe mir die Schuld an all dem gegeben. Ich dachte, ich hätte mich so sehr verändert, dass keiner mehr etwas mit mir anzufangen wusste. Daraufhin habe ich mich immer mehr zurückgezogen, war nur noch in meinem Zimmer. Ich wollte keinen sehen, weil ich dachte, ich wäre sowieso jedem nur eine Last. Sogar meiner eigenen Familie. Sie hatten 10 Monate ohne mich gelebt und ihr Leben schien einfach normal weiter gegangen zu sein. So, als hätte es keine Bedeutung, ob ich nun da war oder nicht. Ich kam mir sinnlos vor. Mein Leben kam mir unendlich sinnlos vor. Ich habe nie ernsthaft darüber nachgedacht, mir das Leben zu nehmen. Aber immer öfter hatte ich Gedanken wie: "Wenn du sterben würdest, hätte es keine Bedeutung für irgendwen. Man hat es ja schließlich 10 Monate ohne dich ausgehalten. Du bedeutest keinem wirklich viel." 

Menschen mit Depressionen fühlen sich wertlos, wie eine Last für andere Leute. Deswegen verkriechen sie sich, liegen im Bett die ganze Zeit. Sie werden geplagt von Selbstzweifeln und sind erfüllt von Selbsthass. Aber niemals von Hass auf andere Menschen. Depression lässt einen extrem unsicher über sich selbst werden. Man gibt sich selbst an allem die Schuld. Aber nicht anderen Menschen. Depressive sind nicht gemeingefährlich, vor denen andere beschützt werden müssen. Viel mehr müssen sie vor sich selbst beschützt werden. Sie haben Suizid-Gedanken. Aber sie würden nicht 149 andere (unschuldige) Menschen mit sich in den Tod reißen.

Deswegen denke ich nicht, dass Andreas L. allein wegen seiner Depression diese Tat begangen hat. Ich denke, da steckt noch einiges mehr dahinter. Vielleicht findet man ja einen Abschiedsbrief, in dem er seine Gründe nennt. Aber solange man keine konkreten Beweise hat, ist es meiner Meinung nach unverantwortlich zu behaupten, die Depression habe ihn zu einem Mörder gemacht.
Denn das wirft ein unglaublich falsches Licht auf diese Krankheit.

In einem Artikel für die International Business Times schreibt Ed Smith meiner Meinung nach ziemlich zutreffend:
"Der Glaube, dass depressive Menschen einfach über ihre Depression hinwegkommen könnten, wenn sie sich nur stark genug darum bemühen, wenn sie nicht faul sein würden und vermeidend, existiert noch immer. Und jetzt ist es das neuste, Leuten zu erzählen, dass depressiv zu sein dich zu einem Flugzeugentführer macht. (...) Wenn die Nachrichten nicht wirklich glauben, dass Depression eine gefährliche Krankheit ist, aber das für sie ein übler Werbemacher ist, wie viel tiefer kann die Zeitung dann noch sinken? Es werden nicht länger homosexuelle, arme, farbige Menschen, Frauen oder Einwanderer runtergemacht, jetzt werden Ausreden erfunden, um Leute zu attackieren, die krank sind.
Als nächsten Werbetrick werden sie Krebs als Auslöser für einen Anstieg in Messerstechereien nennen." (aus dem Englischen übersetzt)



Ja.. das ist nur meine Meinung. Sagt mir doch mal, was ihr darüber denkt.
Alles Gute,
Anika




2 comments:

  1. Ich finde es cool, dass du auch seriöse Posts machst!
    Und ich bin deiner Meinung. Leute mit Depressionen haben vielleicht die Absicht sich selbst das Leben zu nehmen, das heißt aber noch lange nicht, das sie andere, unschuldige Menschen gleich mit in den Tod reißen würden. Manchmal -oder oft - ist es ja sogar so, dass der einzige Grund dafür, dass sie noch am Leben sind, andere Menschen sind. Menschen, die ihnen etwas bedeuten und denen sie nicht wehtun wollen. Menschen mit Depressionen sehen - wie du gesagt hast - ihr Leben als sinnlos an und sehen keinen Grund mehr zu leben. Aber solange sie noch eine gewissen Verantwortung haben, werden sie sich wahrscheinlich nicht umbringen. Und diese Verantwortung verspüren sie meistens für andere Menschen.
    Deswegen denke ich auch nicht, dass es bei Andreas L. "nur" die Depression war, die ihn so etwas schlimmen bewegt hat.

    Sehr guter Post!
    Lg

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    Replies
    1. danke! ja das gehört halt mal dazu und ich denke, jeder hat dazu seine Meinung.
      :)

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